Zahlen und Fakten
Initiator: Adrealis Service Kapitalverwaltungs-GmbH, München
Investitionsobjekte: Syracuse Hudson ltd., Syracuse Arno ltd. und Syracuse Elbe ltd., alle Dublin / IR
Investitionsfokus: außerbörsliche Beteiligung an europäischen Unternehmen aus den Sparten Einzelhandel und E-Commerce, Hotel und Gastgewerbe sowie FinTech und Finanzdienstleistungen
Steuerliche Struktur: Einnahmen aus Vermögensverwaltung
Mindestzeichnungssumme: € 10.000 zzgl. 5 % Agio
Geplante Laufzeit: bis 31. 12. 2028, bis zu 2 Jahre verlängerbar
Plazierungsfrist: bis spätestens 31. 12. 2022
Emissionsvolumen: geplant € 30 Mio. zzgl. 5 % Agio
Mindestvolumen: nein
Fremdkapital: auf Fondsebene nicht
Ausschüttungen: prognostiziert kumuliert 346,61 %
Initiatorbeteiligung: es ist keine Erfolgsbeteiligung für den Initiator vereinbart
Weichkosten: 13,1 % incl. Agio, laufend 1,18 % p. a. des NIV
Investitionsquote: 85,2 % incl. Agio
Liquiditätsreserve: anfänglich 2,3 %, entspricht € 727.250
Treuhänderin: Xolaris Solution GmbH, Konstanz
Verwahrstelle: Rödl AIF Verwahrstelle GmbH Steuerberatungsgesellschaft, Hamburg
Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG): Adrealis Service Kapitalverwaltungs-GmbH, München
Alleinstellungsmerkmale: Attraktive Zielmärkte, die ein breit diversifiziertes Portefeuille ermöglichen. Expertise der Partner ist nicht nachgewiesen. Partner werden offensichtlich nicht leistungsabhängig und nachrangig entlohnt. Gleichzeitig sehr moderate Kostenstruktur.
Bewertung: 4 (Notenskala)
Investmentanalyse vom 04.04.2021
Syracuse Alster
Das vorliegende Erstlingswerk soll den Zugang zu potentiell sehr lukrativen außerbörslichen Unternehmensfinanzierungen ermöglichen. Die Zielmärkte bieten zweifellos Chancen. Die Kostenstruktur des Konzepts ist sehr schlank, allerdings fehlt eine Leistungsmotivation der Verantwortlichen über eine Erfolgsbeteiligung. Somit erhält der Anleger ein Angebot, bei dem die Qualität der Handelnden ebenso unklar ist wie deren Arbeitsmotivation.
Der Initiator
Anbieterin der vorliegenden Beteiligung ist die Adrealis Service Kapitalverwaltungs-GmbH, München. Mutter ist die eigentümergeführte Xolaris AG, Liechtenstein. Diese ist Teil des weitmaschigen Xolaris-Firmennetzwerks. Hauptverantwortlicher hinter der Xolaris ist Stefan Klaile, den ich seit 2007 persönlich kenne. Klaile ist ein exzellenter Kenner der Fondsbranche und hat viele unterschiedliche Projekte (in)direkt mitverantwortet. Er kennt sämtliche Usancen der Fondsbranche und verfolgt sehr ambitionierte Ziele, die auch internationale Emissionen in UK und Asien beinhalten. So ist die Xolaris-Gruppe der erste deutsche Marktteilnehmer, der, nach Erhalt der entsprechenden Lizenz im November 2020, über den Marktplatz Liechtenstein Fonds emittiert.
Einer der Aufsichtsräte der Anbieterin, Thomas Soltau, ist Vorstandsvorsitzender der Wallstreet:online Capital AG, eines virtuellen Fondsvermittlers mit aktuell über € 750 Mio. unter Verwaltung. Damit wäre in meinen Augen auch die Frage nach dem möglichen erfolgreichen Vertrieb des vorliegenden Erstlingswerks (im Publikumsbereich) geklärt. Weitere Verantwortungsträger im Unternehmensgeflecht können ebenfalls eine langjährige Berufserfahrung unter anderem als Vertriebsleiter verschiedener Emittenten vorweisen, damit kann das angestrebte Volumen durchaus plazierbar sein.
In das gesamte Konzept ist eine Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen eingebunden, die zu einem Großteil der Xolaris-Gruppe zuzuordnen sind. Die Kommanditistin und die Komplementärin werden sämtlich gesellschaftsrechtlich von der Xolaris beherrscht. Qua Vita sind alle Geschäftsführer seit mehreren Jahrzehnten in der Fondsbranche zu Hause und können in jedem Fall in der Vergangenheit leitende Positionen bei anderen Emissionshäusern vorweisen.
Die spezifische Expertise für die Zielinvestments liegt im Haus nicht vor – sie soll durch den Partner Syracuse Main Inc. eingebracht werden (siehe „Die Expertise“).
Auf die offenen Fragen zur Expertise des Partners wurden von Seiten des Initiators keinerlei Antworten geliefert.
Schwächen – Partnerqualität ist nicht dokumentiert.
Stärken – Verantwortliche auf Emittentenebene sind seit Jahren im Bereich geschlossene Fonds etabliert.
Die Zielmärkte
Investitionen in aufstrebende Jungunternehmen oder auch Neugründungen versprechen theoretisch ein massives Gewinnpotential. Naturgemäß gleichwertig hoch ist das Ausfallrisiko. Einzelne Marktsegmente weisen deutlich attraktivere Wachstumszahlen auf als etablierte Industriezweige, die aktuell von Europa nach Asien verlagert werden. Das Fondskonzept will in die Bereiche E-Commerce (also: Verkauf von Waren und Dienstleistungen über das Internet), Hotel und Gastronomie sowie Finanztechnologie (hier: Unternehmen, die digitale bzw. technologische Finanzinnovationen anbieten) und Finanzdienstleistungen investieren. Der Bereich Gastronomie bzw. Hotel dürfte aktuell weniger lukrativ erscheinen, bietet aber sicher die Chance, bei gefüllter Kriegskasse, Schnäppchen zu erwerben, die bei einer Normalisierung der Lage entsprechend Rendite erwirtschaften können. Auch die Paarung der Segmente Gastronomie und Internetverkauf ist aktueller denn je, wenn man an die in vielen Ländern Europas durch die Politik zwangsgeschlossenen Restaurants denkt, deren einzige Vermarktungskette aktuell die Werbung über das Internet darstellt. Generell ist das Marktpotential des Internethandels in Europa noch sehr groß. Lassen sich viele Bewohner der größeren Gemeinden in der Schweiz auch Lebensmittel – bestellt über das Internet – per Kurier nach Hause liefern, so ist beispielsweise in Italien derartiges noch unüblich.
Die technischen Entwicklungen im Bereich Finanzdienstleistungen sind heute ein Allgemeinplatz, legt man zugrunde, daß auch die EU auf eine Abschaffung des Bargeldes drängt und den Bürger mittelfristig zur Nutzung einer eigenen digitalen Währung zwingen will. Sämtliche Regierungen weltweit – also auch in Europa – sind sehr daran interessiert, den Bürger komplett transparent zu gestalten; sämtliche Spielarten digitaler Finanzdienstleistungen – von der Währung über Bezahlsysteme bis zur Verwaltung – sind also stets willkommen und gefördert.
Die Schwierigkeit liegt allerdings, wie bei jeder klassischen Venture-Capital-Finanzierung, darin, die Spreu vom Weizen zu trennen und echte Perlen zu erkennen. Auch während einer Investitionsphase wollen derartige Marktneulinge gefördert und geführt werden. Dies verlangt nach einer entsprechenden Expertise auf Seite der Geldgeber, die nachgewiesen werden muß. Auch entsprechende Netzwerke für Problemsituationen oder einen späteren (Teil-)Exit sind notwendig.
Stärken – Hochattraktiver enger Markt mit exzellenten Renditechancen bei entsprechendem Zugang.
Die Expertise
Partner und fachliches Gehirn hinter dem sehr speziellen Anlagekonzept ist die Syracuse Main Inc. (SIM) mit Sitz in Calgary / Kanada. Gegründet 2015, sind offensichtlich 5 Personen federführend im Unternehmen verantwortlich für die Einzelinvestments. Laut Prospekt ist der Unternehmenszweck die „Auflage und das Management von Investmentfonds, die sich auf Nischenbereiche der globalen Finanzwirtschaft konzentrieren …“. Laut Prospekt sollen die 5 Verantwortungsträger – sie gruppieren sich um den Gründer und Vorstandsvorsitzenden Perikles Konstantinides – über eine umfangreiche Expertise speziell im Bereich Finanztechnologie (aber nicht nur) aufweisen. Wie sich diese Expertise aber in Zahlen ausdrücken läßt, wird nicht dargelegt. Im Normalfall lassen sich bei einem Spezialisten, der Fonds für institutionelle Kunden auflegt, Erfolgszahlen interpretieren. Auch wenn die Historie noch recht kurz und damit wenig aussagekräftig ist, wären derartige Aussagen essentiell.
Außergewöhnlich am vorliegenden Konzept ist eine fehlende Leistungsmotivation der Anbieter qua Erfolgsbeteiligung. Gleichzeitig sind die Initialkosten mäßig, die laufenden Kosten moderat. Da stellt sich die Frage, wie die externen Spezialisten, auf deren Fachwissen der Fonds auf Gedeih und Verderben angewiesen ist, angemessen entlohnt und motiviert werden. Über eine notwendige Eigenbeteiligung – die im Markt üblich wäre – wird ebenfalls nichts erwähnt. Offensichtlich erfolgt eine Partizipation der Partner auf der Ebene der Investitionsgesellschaften – über die Modalitäten schweigen sich die Anbieter aus.
Schwächen – Die Expertise der Fachpartner ist nicht ausreichend belegt. Ebenso wenig nachvollziehbar ist die Leistungsmotivation der Partner.
Das Konzept
Das Anlegerkapital fließt über aktuell 3 Investmentvehikel in Irland europaweit in aufstrebende Unternehmen in definierten Zielmärkten.
Die Investmentmannschaft soll erfahren sein und über entsprechende Expertise für die Auswahl und die Betreuung der Zielunternehmen verfügen – allein es werden keinerlei schlüssigen Nachweise geliefert. Der Fonds soll ein Zielvolumen von € 30 Mio. erreichen, was für ein Erstlingswerk ordentlich wäre. Die Fondslaufzeit beträgt geplante 8 Jahre nach Beendigung der Beitrittsphase, wobei sich die Startphase offensichtlich bereits verschoben hat. Der Anleger soll kumulierte Ausschüttungen von rund 346 % erhalten, was einer Rendite von über 13 % p. a. (IRR) entspräche. Wie diese Zahlen zustande kommen, wird nicht nachvollziehbar erläutert. Eine Gewinnbeteiligung für den Emittenten ist nicht vereinbart, ebenso keinerlei Transaktionsgebühren. Beides soll auf Ebene der Investitionsgesellschaften erfolgen, die Art und Weise einer Beteiligung wird nicht kommuniziert. Gleichzeitig fallen die laufenden Kosten mit rund 1,18 % p. a. sehr moderat aus. Die anfängliche Investitionsquote liegt bei guten 85,2 %.
Die Zielmärkte bieten exzellente Investitionschancen, vor allem vor dem weltweiten wirtschaftlichen Einbruch als Folge der Covid-19-Maßnahmen.
Schwächen – Expertise der externen Partner ist nicht ausreichend nachvollziehbar. Die notwendige Leistungsmotivation der Partner ist nicht erläutert.
Stärken – Attraktives Marktumfeld. Hohe mögliche und erwartete Rendite. Gute Risikodiversifikation durch europaweite Investitionsausrichtung. Moderate Kostenstruktur.
Die Zielgruppe
Zielgruppe für die vorliegende Emission sind Anleger, die einen Kick für ihr Portefeuille suchen. Die sehr hohe prognostizierte Rendite, die fehlenden Nachweise für die Expertise der Partner, die nicht nachvollziehbare Leistungsmotivation der Partner sprechen sicher nur sehr risikoaffine Investoren an.
Summa summarum
halte ich das Angebot „Syracuse Alster“ der Adrealis Service Kapitalverwaltungs-GmbH, München, für mangelhaft.Für eine valide Bewertung der Angebotsqualität fehlen essentielle Belege für die Expertise der Partner, die zudem nicht leistungsabhängig und nachrangig beteiligt sind.In meinen Augen hat das vorliegende Angebot eine Bewertung mit „mangelhaft“ (4) verdient.