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Zahlen und Fakten

Initiator: Timberfarm GmbH, Düsseldorf

Investitionsfokus: Pflanzen und Ernten von Kautschuk(bäumen) in Panama

Steuerliche Struktur: Einkünfte aus Gewerbebetrieb

Mindestanlagesumme: EUR 4.250, ohne Agio

Mindestlaufzeit: früheste Kündigung durch Anleger zum 31. 12. 2032 möglich

Plazierungsfrist: bis 23. 11. 2018

Emissionskapital: EUR 10,625 Mio. zzgl. 5 % Agio

Mindestkapital: nein

Fremdkapital: nein

Ausschüttungen: geplant 2,7 % p. a. auf 11,8 % p. a. (ab 2031) steigend, kumuliert 210 %

Weichkosten: 16,65 % (incl. Agio)

Investitionsquote: rund 83 % (excl. Liquiditätsreserve)

Liquiditätsreserve: EUR 770.638

Plazierungsgarant: nein

Treuhänderin: Contex Mittelstandbeteiligungen AG, Mannheim

Alleinstellungsmerkmale: Investition in Kautschukplantagen in Panama; keinerlei Leistungsnachweise bisheriger Projekte; Partner vor Ort ist intransparent; wichtige Verträge sind nicht offengelegt; Schlüsselpersonenrisiko.

Bewertung: 4 (Notenskala)

Investmentanalyse vom 17.09.2018

Timberfarm Kautschuk 18

Timberfarm legt einen ersten AIF-konformen Fonds auf. Formaliter korrekt, erfüllt der Prospekt inhaltlich nicht die notwendigen Voraussetzungen, um eine valide Investitionsentscheidung treffen zu können. Unbekannt sind die Qualität der Partner vor Ort und der Verlauf bisheriger Projekte.

Die Anbieterin

Fondsemittentin ist die Timberfarm-Unternehmensgruppe, Düsseldorf. Hinter dieser steht als Gesellschafterin seit 2016 die Breidenstein Holding GmbH, Düsseldorf. Der Grundstein der Unternehmensgruppe wurde 2012 mit der Gründung der Timberfarm GmbH gelegt. Sämtliche Fäden laufen beim einzigen Gesellschafter und Geschäftsführer sämtlicher Unternehmen zusammen, bei Maximilian Breidenstein. Laut eigener Aussage stammt Breidenstein aus einer Familie, die seit Jahrzehnten mit Reifen handelt, für die Leitung eines Emissionshauses befähigt das nicht notwendigerweise. Immerhin wäre das Interesse am Thema Kautschuk so erklärbar.

Laut Prospekt – und indirekt mittels der laufenden Emissionsnummer 18 angedeutet – soll die Unternehmensgruppe bereits eine Vielzahl an Projekten im Bereich Kautschuk abgeschlossen haben. Details oder Nachweise hierzu liegen nicht vor. Das vorliegende Angebot ist der erste AIF-konforme geschlossene Fonds. Partnerunternehmen vor Ort ist die Timberfarm S. A., über die keine Unterlagen vorliegen. Laut Prospekt liegen keine gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen vor.

Auf die zahlreichen Fragen im Rahmen der Analyse erfolgte von Seiten des Anbieters keinerlei Reaktion.

Schwächen – Keine fundierte Leistungsbilanz bisheriger Projekte, weder auf Ebene der Anbieterin noch für den Konzeptpartner in Panama.

Die Investition

Naturkautschuk ist für die entwickelte Welt unabdingbar. Je hochwertiger ein aus Gummi (oder einem Substrat) gefertigter Gegenstand sein muß, desto höher ist in aller Regel der Anteil an Naturkautschuk. So bestehen beispielsweise Flugzeugreifen komplett aus Naturkautschuk. Der Prospekt beschreibt anschaulich die langfristig stabil bleibende Nachfrage nach Kautschuk, hier sollte der Fonds sich auf der sicheren Seite befinden. Vor allem die stabil wachsende Automobilbranche in Asien dürfte einen möglichen Konsumrückgang in Europa abfedern.

Seit Jahrzehnten liegt die Hauptproduktion für Kautschuk in Asien (Thailand, Indonesien und Malaysia). Das Ursprungsgebiet in Brasilien zählt heute nicht mehr zu den wirtschaftlich führenden Erzeugerregionen. Zumal in den immerfeuchten Gebieten die Kautschukbäume sehr anfällig für einen Krankheitsbefall sind. Das Holz des Kautschukbaumes wird vor allem in Asien für den Möbelbau verwendet. Dank einer relativ hohen Dichte ist das Holz grundsätzlich gut verwertbar, dank eines geringen Stammdurchmessers von rund 30 cm aber meist nur für Kleinmöbel. Früher war es üblich, Kautschukbäume nach der Ernte verrotten zu lassen. Timberfarm plant den Anbau von Kautschukbäumen in Panama, die Setzlinge selbst stammen offensichtlich aus Kolumbien. Mit einem Preis von rund EUR 68 je Setzling für den Anleger liegt der Einkaufspreis für die Emittentin bei einem Vielfachen des ursprünglichen Preises, den der Partner vor Ort gezahlt hat. Legt man die im Internet vorhandenen Zollpapiere und übliche Preise in Asien zu Grund, liegt der Einkaufspreis für Setzlinge bei deutlich unter einem USD. Die Setzlinge sollen, laut Prospekt, im Eigentum der Fondsgesellschaft verbleiben; dies ist in Mittelamerika tatsächlich so üblich. Wem aber der Grund gehört, und ob und zu welchen Konditionen ein Pachtvertrag abgeschlossen ist, darüber schweigt sich der Prospekt aus.

Schwächen – Grundlegende Fakten zum Zielinvestment sind unbekannt, so sind weder der Pachtvertrag noch ausreichend Fakten über den Partner bekannt.

Stärken – Marktumfeld weist für eine Investition gute Bedingungen auf.

Die Expertise

Maximilian Breidenstein gibt an, mit seiner Unternehmensgruppe bereits eine Vielzahl von Projekten mit dem Partner Timberfarm S. A. abgeschlossen zu haben. Nachweise dafür fehlen. Die Timberfarm S. A. wird im Internet auch als Partner der Schweizer Woodsource AG kolportiert. Auch hier werden keinerlei Leistungsnachweise veröffentlicht. Laut Internetauftritt soll die Woodsource AG tatsächlich Eigentümerin von 100 ha Grund mit 55.000 Kautschukbäumen sein. Ob dem tatsächlich so ist, ist nicht belegt. Die Informationsqualität ist vergleichbar substanzlos wie der Fondsprospekt. De facto geht aus Zollpapieren hervor, daß die Timberfarm S. A. 2017 Setzlinge aus Kolumbien nach Panama eingeführt hat. Ob es sich dabei aber um Kautschuk- oder Teaksetzlinge (für die Woodsource AG) handelt, ist nicht überprüfbar.

Schwächen – Vorgeblicher Partner in Panama ist ein Mysterium. Keinerlei Leistungsbilanz.

Das Konzept

Das Anlegerkapital soll in den Erwerb von Kautschuksetzlingen, deren Pflanzung auf einem gepachteten Grundstück in Panama mit anschließender Pflege, Ernte und der finalen Verarbeitung investiert werden. Bei einer Laufzeit bis mindestens 2032 soll der Anleger kumulierte Ausschüttungen von 210 % erwarten dürfen. De facto sind allerdings sämtliche wichtigen Parameter unbelegt: Weder sind die Verträge mit dem Partner vor Ort offen gelegt, noch die bisherige Arbeitsqualität des Partners oder der Anbieterin belegt; noch ist nachgewiesen, wie die Arbeit in den Plantagen vor Ort konkret umgesetzt werden soll. Andere Anbieter arbeiten hier deutlich transparenter mit einer Vorstellung der Fachkräfte vor Ort und der laufenden wie auch getätigten Pflanzungen. Der Einkaufspreis der Setzlinge auf Fondsebene ist hoch. Die Qualität der Plantagenbetreuung während der kommenden 15 Jahre ist nicht evaluierbar.

Für potentielle Anleger ist eine Beteiligung damit ein extremes Hasardeurspiel, da grundlegende Entscheidungsparameter unbekannt oder nicht belegt sind. Naturgemäß liegt auch ein ausgesprochenes Schlüsselpersonenrisiko vor, mit einem Entscheidungsträger, der keine besondere fachliche Eignung vorweisen kann.

Schwächen – Keine Leistungsbilanzen. Schlüsselpersonenrisiko. Wichtige Verträge sind nicht offengelegt.

Stärken – Interessantes Marktumfeld.

Die Zielgruppe

Beteiligungen an Plantagenpflanzungen sprechen grundsätzlich eher konservative Anleger an. Liegen die Plantagen allerdings am anderen Ende der Welt und ist der Partner ein Buch mit sieben Siegeln, spricht ein solches Konstrukt wohl eher den risikoaffinen Spieler an. In Anbetracht der fehlenden Leistungsnachweise und der grundsätzlich sehr geringen Transparenz in entscheidungswichtigen Aspekten ist eine Beteiligung hochspekulativ und wenig einladend.

Summa summarum

halte ich das Angebot „Kautschuk 18“ der Timberfarm-Unternehmensgruppe, Düsseldorf, für mangelhaft. Die Konzeption ist nachvollziehbar, die Transparenz ungenügend. Nachweise für eine hohe Arbeitsqualität oder ein Funktionieren bisheriger Projekte fehlen. Meiner Meinung nach verdient das Angebot eine Bewertung mit „mangelhaft“ (4).

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